Vorträge

Ganz besonders berührt hat mich die indische Stadt Varanasi. Varanasi, auch als Benares oder Kashi (‚Licht‘) bekannt, gilt als die heiligste Stätte Indiens. Es heißt, wer hier stirbt, wird vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburten erlöst.

Mit seiner reichhaltigen Sterbekultur ist Varanasi ein einzigartiger Ort, an dem der Tod überall präsent ist – aber auf völlig andere Weise, als wir es im Westen gewohnt sind. Die Menschen dort akzeptieren den Tod und feiern seine Existenz mit vielfältigen Ritualen, anstatt sich von seiner Realität abzuwenden.

Am beeindruckendsten finde ich die indische Einstellung dem Tod gegenüber, der nicht als etwas Endgültiges oder Tragisches gesehen wird, sondern lediglich als natürlicher, transformativer Übergang, dem man mit Zuversicht entgegensehen kann.

Ich habe viel Zeit auf Varanasis Totenverbrennungsgrund Manikarnika Ghat verbracht, um mehr über die dortigen Todesrituale zu lernen. In Zusammenarbeit mit dem inzwischen verstorbenen Dom Raja, dem König der Leichenverbrenner, durfte ich unter anderem beobachten:

–    wie man kunstvolle Scheiterhaufen baut und entzündet
–    wie lange es dauert, bis ein menschlicher Körper verbrannt ist
–    welche Rituale nach dem Tod ausgeführt werden, um die Seele gut auf ihrem Weg zu            leiten, und warum
–    wie man Gold aus Menschenasche schürft
–    was, aus hinduistischer Sicht, ein guter Tod ist

Zudem habe ich Aghora Sadhus, Indiens Wandermönche des Todes, kennengelernt und Varanasis Todeshotels besucht.