Heute möchte ich einen schönen Text zum Thema Tod von dem buddhistischen Weisheitslehrer Thich Nhat Hanh teilen, der vor kurzem selbst seine sterbliche Hülle verlassen hat. Der Text heißt ‚Ein Kaleidoskop‘.
„Als Kind spielte ich gerne mit einem Kaleidoskop, das ich aus einer Röhre und einigen kleinen Glasstücken hergestellt hatte. Wenn ich die Röhre drehte, kamen wundervolle Muster und Farben zum Vorschein. Jedes Mal wenn ich eine kleine Handbewegung machte, verschwand ein Bild, und ein neues zeigte sich. Ich weinte nicht, wenn das erste verschwand, denn ich wusste, dass nichts verloren war, stets folgte ein anderer schöner Anblick.
Wenn wir in ein Kaleidoskop schauen, sehen wir ein schönes symmetrisches Bild, und wenn wir das Kaleidoskop drehen, verschwindet das Bild. Können wir das als Geburt und Tod beschreiben? Oder ist das Bild lediglich eine Manifestation? Auf diese Manifestation folgt eine ähnlich schöne Manifestation – nichts geht verloren. Ich habe Menschen gesehen, die sehr friedvoll gestorben sind, mit einem Lächeln, denn sie haben verstanden, dass Geburt und Tod nur Wellen auf der Oberfläche des Meeres sind und nicht das Meer selbst, so wie die schönen Bilder im Kaleidoskop.
„Es gibt keine Geburt und keinen Tod. Es gibt nur eine Fortführung, ein Fortwähren.“
(aus Thich Nhat Hanh, ‚Mein Leben ist meine Lehre‘, O.W. Barth)