Die verschiedenen Abenteuer meines Lebens

Transformation, Abenteuer, Spiritualität, Indien, der Tod sowie große Veränderungen ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Lebensgeschichte – genauso wie ein unerschütterliches Vertrauen in das Leben. Mein Leben war nicht immer einfach, und manchmal bin ich mit meiner Unbedarftheit und unheilbaren Neugier auch auf die Nase gefallen. Eins aber war es jedoch nie: langweilig.  Immer wieder habe ich das angenommen, was das Leben mir angeboten hat, habe Chancen ergriffen und bin das scheinbar Unmögliche mit Zuversicht und Vertrauen angegangen. Denn: Letztendlich lernen wir nur aus Erfahrungen, und ganz besonders aus unseren Fehlern.

 

Es war einmal in Hessen….

Ich wuchs in den 70er Jahren in einem kleinen hessischen Dorf auf. Meine Familie war schon dadurch anders, dass mein Vater ein sizilianischer Gastarbeiter war, und ich dadurch mit zwei Kulturen aufwuchs. Da die Ehe meiner Eltern sehr schwierig war, und ich ein aufsässiges, willensstarkes Kind, zog ich schon im Alter von 16 Jahren von Zuhause aus. Ich schlug mich mit verschiedenen Jobs (wie Barkeeperin in einem Heavy Metal-Club) durch, bis ich mich mit Anfang 20 in meinen alten VW-Derby setzte, meine Freundin Dagmar in Siegen abholte und nach London auswanderte. Einfach so – ohne Plan, ohne Sicherheit – nur mit dem brennenden Verlangen, im coolen London als Musikjournalistin zu arbeiten.

Auswanderung nach England

Und dieses Vertrauen ins Leben zahlte sich aus: Innerhalb von Tagen wohnten wir bei dem bekannten englischen Musiker Zodiac Mindwarp, den wir in Deutschland einmal interviewt hatten, und fanden Jobs in der hippen Londoner Carnaby Street. Mein Job als T-Shirt-Verkäuferin befand sich zufällig gegenüber der Eingangstür des bekannten Metal-Magazins ‚Kerrang!‘, das ich anbetete. Jeden Tag schaute ich in meiner Mittagspause sehnsüchtig auf diese Tür, für den Fall, dass irgendwelche Metal-Musiker herauskamen. Und wünschte mir, dass ich eines Tages dort arbeiten würde.

Als Musikjournalistin in London

Nach einigen Monaten war ich das schlecht bezahlte Arbeiten in dem Shop leid und kündigte. Und rief kurzerhand bei ‚Kerrang!‘ an, stellte mich als Musikjournalistin aus Deutschland vor und fragte, ob es nicht einen Job für mich gäbe. ‚So ein Zufall‘, sagte die Sekretärin, ‚wir sind gerade dabei, eine deutsche Ausgabe von Kerrang! herauszugeben.‘ Und sie verband mich mit dem deutschen Chefredakteur, der mich sofort in die Redaktion zitierte und mir binnen Minuten einen Job als stellvertretende Chefredakteurin gab. Ich war 21 Jahre alt.

Dort arbeitete ich für einige Zeit, ging fast jeden Abend auf Konzerte und interviewte meine Lieblingsmusiker. Es war eine wilde, aufregende Zeit. Dann wurde ich beauftragt, über norwegische Musiker zu schreiben, die sich zu diesem Zeitpunkt mit einem neuen Hobby beschäftigten: Alte, norwegische Kirchen abzubrennen und Satan zu huldigen. Ich fand das spannend, und kam dadurch mit der norwegischen Black Metal-Musik in Berührung. Diese gefiel mir außerordentlich gut. Einer dieser Musiker, ein junger Mann namens Varg Vikernes, wurde inmitten meiner Tätigkeit als Reporterin festgenommen, da er seinen Plattenlabel-Boss erstochen hatte. Die Musikwelt war schockiert, und kein Plattenlabel wollte mehr etwas mit diesem Musiker zu tun haben.

Mir tat das leid, da der Musiker äußerst begabt war. Und so setzte ich mich mit verschiedenen Plattenlabels in Verbindung und hoffte, ihm so einen neuen Deal zu verschaffen. Ich hatte damit allerdings keinen Erfolg – im Gegenteil. Man lachte mich aus. Bis der Besitzer eines sizilianischen Plattenlabels irgendwann zu mir sagte: ‚Wieso machst Du es denn nicht, wenn es Dir so wichtig ist?‘ Ich? Ein Plattenlabel gründen, ohne Erfahrung und ohne Geld? ‚Ich helfe Dir‘, sagte Roberto, der sizilianische Mann, und so musste man mich nicht weiter überreden. Ich schrieb der Mutter des Musikers and fragte, ob ich in Zukunft seine Musik veröffentlichen dürfe. Ich wagte kaum zu hoffen, dass ich eine positive Antwort bekommen würde. Aber sie kam. Und da war ich erst einmal entsetzt. Wie sollte ich das denn nun hinkriegen?

Geburt des Musiklabels Misanthropy Records 

Aber es ging. Zufälligerweise war der Buchhalter, mit dem ich an meiner Selbständigkeit arbeitete, früher Geschäftsführer bei meiner Bank, und somit gab man mir einen Kredit. Der sizilianische Mann gab mir viele wertvolle Tipps, und mein Vertrieb zahlte mir Vorschüsse, so dass ich mehr CDs produzieren konnte. Auf einmal standen alle Plattenlaben und Vertriebe bei mir – einem 21-jährigen Mädchen – Schlange. Herausgeben wollte die Musik niemand, kaufen aber wollte sie jeder. Zudem bekam ich Interview-Anfragen von BBC, MTV, norwegischen Tageszeitungen und vielen mehr. Plötzlich war ich Geschäftsführerin eines erfolgreichen Plattenlabels, und bevor ich mich versah, hatte ich Angestellte, viele Bands unter Vertrag, Ruhm und mehr Geld, als ich mir jemals hätte vorstellen können.

Ich leitete das Label für etwa sechs Jahre. Ich zog von London an die Ostküste Englands, kaufte mir ein großes Haus neben einem Friedhof und verbrachte meine Zeit mit einer aufregenden Arbeit, die ich liebte. Das Label wurde immer erfolgreicher und genoss ein gutes Ansehen in der Musikwelt. Ich hatte dort zudem einen besonderen Stellenwert, da ich eine der sehr wenigen Frauen war, die in diesem Bereich arbeiteten.

Doch noch einigen Jahren merkte ich, dass mir die Arbeit langsam über den Kopf wuchs. Ich saß nur noch im Büro, kümmerte mich um Zahlen und Papierkram, und verlor nach und nach die Freude an meiner Tätigkeit. Ich fühlte mich eingesperrt und gelangweilt. Immer öfter schlichen sich Gedanken ein, die Firma zu schließen und etwas anderes, niveauvolleres aus meinem Leben zu machen. Ich schrieb mich für Abendkurse in Psychologie und englischer Literatur ein und träumte davon, Psychologin zu werden.

Der letzte Nagel im Sarge der Plattenfirma kam dann eines Sommers in Deutschland, als ich auf dem Wacken Open Air-Festival war. Es gab da so einen Moment, in dem ich mich umschaute, und nur betrunkene, torkelnde, sich übergebende Männer um mich herum sah. Das, sowie Plastikmüll und stinkende Toiletten gaben mir den Rest. Ich verließ das Festival, setzte mich in einen nahe gelegenen Park und dachte nach. Es dauerte nicht lange, und meine Entscheidung war gefallen: Ich würde mein Plattenlabel auf dem Höhepunkt seines Erfolgs schließen. Zurück in England eröffnete ich meinen Mitarbeitern sowie den Bands meine Entscheidung. Alle erklärten mich für verrückt, und versuchten, mich umzustimmen. Aber es war zu spät. Ich zahlte Abfindungen, ließ die Bands aus ihren Verträgen und schloss das Label kurz darauf.

Burnout und Umorientierung

Im Nachhinein verstand ich, dass ich ein Burnout erlitten hatte – einen Begriff, den es damals noch nicht gab. Ich nahm mir ein Jahr frei, um mir Zeit für mich und die Umstellung zu geben. Danach begann ich, Psychologie zu studieren. Ich war schon immer von Gefängnissen und Serienmördern fasziniert gewesen und wollte mich zur forensischen Psychologin ausbilden lassen. Zeitgleich begann ich eine Ausbildung zur ‚Priestess of Avalon‘ in Glastonbury, da ich mich auch sehr für alte, keltische Göttinnen-Traditionen interessierte. Und so befasste sich meine linke Gehirnhälfte mit Statistiken, während meine rechte Gehirnhälfte alte Rituale lernte. Am Ende meines 3-jährigen Psychologie-Studiums, das auch Projektarbeit in Gefängnissen beinhaltete, war mir klar: Spiritualität ist wesentlich wirksamer und nachhaltiger als Psychologie – zumindest die Art von Psychologie, die in Gefängnissen praktiziert wurde.

Als heidnische Gefängnispriesterin 

Und so wurde ich heidnische Gefängnispriesterin und arbeitete in mehreren Männergefängnissen. Ich gab Kurse in keltischer Spiritualität und leitete Rituale für die Gefangenen an. Es war eine sehr lehrreiche Zeit. Aber auch das wurde mir nach einigen Jahren zu viel, da ich hauptsächlich mit Sexualstraftätern arbeitete, und man mir immer schwerere Fälle zuwies. Gleichzeitig erhielt ich allerdings keinerlei Supervision oder Unterstützung, sodass ich viele der Themen mit nach Hause nahm.

Durchbruch und Vertiefung der spirituellen Reise

Was folgte, war ein Zusammenbruch im Alter von 32 Jahren – mit ausgelöst von einer schwierigen Beziehung sowie einer anderen großen Lebensveränderung. Dieser Zusammenbruch, den ich heute meinen Durchbruch nenne, hat mein Leben sehr zum Vorteil verändert. In den folgenden zwei Jahren nahm ich mir viel Zeit für mich, holte mir therapeutische Unterstützung und arbeitete meine Vergangenheit, insbesondere meine traumatische Kindheit, auf. Mein spiritueller Weg intensivierte sich, und ich legte viele Dinge ab, die jetzt nicht mehr in mein Leben passten, so z.B. die Arbeit in Gefängnissen, Kontakt mit Serienmördern oder Black Metal-Musik. Ich begann, verstärkt mit Ritualen und Zeremonien in meiner Stadt zu arbeiten, und fing an, mehr zu schreiben. Eine neue, kreative Zeit begann für mich.

Weltreise und Nomadenleben

Und dann, drei Jahre später, packte mich plötzlich das Fernweh. Ich hatte schon seit meiner Kindheit den Traum, irgendwann einmal eine Weltreise zu machen. In den vergangenen Jahren hatte ich nicht die Zeit dazu gehabt. Jetzt hatte ich Zeit, sowie Geld. Was hielt mich also davon ab? Zeitgleich brachte mir eine Freundin einen Zeitungsausschnitt von einem heidnischen Stamm, der im Hindukusch-Gebirge in Pakistan lebte und jedes Jahr ein Wintersonnenwendfest zelebriert. Bevor ich den Artikel zu Ende gelesen hatte, war ich schon am Telefon mit dem Autor und Reiseleiter, der ihn geschrieben hatte, und hatte mir einen Platz für die nächste Wintersonnfeier-Reise gebucht. ‚Jetzt oder nie‘, dachte ich, und entschied mich spontan, mit dem Zug nach Pakistan zu reisen, und zeitgleich all mein Hab und Gut zu verkaufen, um frei in die Welt zu ziehen.

Alle Welt sagte mir, dass das nicht ginge – man könne doch nicht mit dem Zug nach Pakistan reisen. Und Pakistan? War ich denn total durchgedreht? Aber diese Reaktionen spornten mich nur noch mehr an. Ich schaute mir Landkarten an und sah, dass eine der Routen durch Russland und Tibet führen würde. Diese Route wollte ich nehmen, und mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking reisen. Ich recherchierte und plante für Monate, und verkaufte sowie verschenkte zur gleichen Zeit das Meiste, das ich besaß. Den Rest lagerte ich ein.

Am 15. September 2007 war es dann soweit. Ich verließ England mit einem Rucksack und dem größten Freiheitsgefühl, das ich je verspürt hatte. Aus meiner geplanten 9-monatigen Reise wurden 10 Jahre Nomadenleben, während dem ich in den verschiedensten Ländern lebte und arbeitete. Insbesondere in Indien verbrachte ich seit 2008 mehrere Jahre, da ich dort meine spirituelle Heimat gefunden hatte. Ich lebte in Ashrams, studierte Yoga und Meditation, und schrieb auch mein erstes Buch ‚Meeting Shiva‘ über meine Erlebnisse im Himalaya.

Auf diesen Reisen habe ich unglaublich viele Schätze gesammelt. Die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe und die Menschen und Kulturen, die ich kennenlernen durfte, inspirieren mich noch heute und finden sich wiederholt in meiner Arbeit wieder. Anfang 2017, nach 10 Jahren Nomadenleben, fühlte ich mich dann so ‚schwanger‘ und übersättigt mit all diesen Erfahrungen, dass mir klar wurde, dass ich nun wieder sesshaft werden musste, um diese Schätze mit anderen zu teilen. Und nicht nur das: Ich entschied mich, nach 25 Jahren Abwesenheit in mein Geburtsland Deutschland zurückzukehren, um mich wieder mit meiner Herkunft anzufreunden.

Rückkehr nach Deutschland

Nun lebe ich seit 2017 wieder in Deutschland und arbeite hier als Autorin, Speakerin und Dozentin. Ende 2018 reiste ich noch einmal nach Varanasi, Indien, um dort an einer Ausstellung über indische Todesrituale zu arbeiten. Ich hatte zuvor eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin gemacht, da ich mich schon seit meiner Kindheit für den Tod interessiere. Im Zuge dessen wurde mir klar, dass der Tod in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu-Thema ist, das ich mit meiner Arbeit gerne mehr zurück ins Leben holen möchte. Denn wenn wir etwas verstehen, dann müssen wir keine Angst mehr davor haben. Je mehr wir uns diesem Thema widmen, umso weniger wird es zur bedrohlichen Schattenfigur, vor der wir uns verstecken müssen. Aus der Ausstellung ist mein Vortrag „Ein Guter Tod. Leben und Sterben in der Stadt des Lichts“ geworden, den ich zusammen mit den indischen Fotografen Atin Mehra und Krishna Singh konzipiert habe. Mit zahlreichen Artikeln und Workshops über den Tod hoffe ich, dass ich unserer Gesellschaft eine andere Sichtweise auf diesen transformativen, natürlichen Übergang eröffnen kann.

Weiterhin leite ich zusammen mit meiner Kollegin  Julia Hilgert eine dreijährige Yoga-Ausbildung, die sehr praxisbezogen ist und den Teilnehmerinnen ein tiefes Verständnis der indischen Yoga-Tradition bietet. Im Rahmen dieser Ausbildungen findet 2024 auch eine Indienreise in den Himalaya statt. 

Rückzug in den Wald

Seit 2021 lebe ich in einer alten Mühle mitten im Wald. Dieser wilde, magische Ort beflügelt meine Arbeit sowie meine spirituelle Praxis enorm. In sehr kleinem Rahmen biete ich hier unter anderem Einzel-Retreats, Tages-Retreats im Wald und Einzelbegleitungen an. Anfragen nehme ich gerne entgegen.

Wie kann ich Sie inspirieren? Nehmen Sie Kontakt zu mir auf!